[ Fearless Engineers ] [ Seitenende ]

 

 

 

Fearless Engineers – Rätselhafter Strom IR = f(UR)

 

 

Einfache Schaltung mit einem ohmschen Widerstand

 

Eine einfache elektrische Schaltung besteht aus einem ohmschen Widerstand R unbekannter Größe, sodass dessen Widerstandswert nicht bekannt ist.

 

Zu dem ohmschen Widerstand R gibt es aber eine Wertetabelle mit IR = f(UR), sprich „IR ist eine Funktion von UR“ als sogenannte lineare Widerstandsgerade im Sinne einer Kennlinie:

 

UR [V]

-3

-2

-1

0

1

2

3

 

 

 

 

 

 

 

 

IR [mA]

 L

-5

L 

L 

10

L 

L 

 

Leider ist das Aufgabenblatt mit der obenstehenden Wertetabelle durch versehentliches Verschütten von etwas Wasser aus der Trinkflasche teilweise unleserlich geworden, sodass sich nur noch zwei Stromstärkewerte IR erkennen und ablesen lassen.

 

Aufgabe

 

a)                Zeichne den Graphen der Funktion IR = f(UR) zur obenstehenden Wertetabelle mit dem Maßstab 1 V " 2 cm
und 5 mA
" 2 cm.

b)                Welche Stromstärke I0 lässt sich am Schnittpunkt der Widerstandsgeraden mit der Stromachse (= Senkrechte) ablesen?

c)                Interpretiere den Wert der Stromstärke I0 > 0 am Schnittpunkt mit der Spannung U0 = 0.

d)                Wende die mathematische Geradengleichung auf die elektrotechnische Widerstandsgerade an!

e)                Berechne den Konstantstrom I0 an der Stelle I0 = f(U0) mit U0 = 0 V (siehe Wertetabelle).

f)                  Wird bei der elektrischen Schaltung mit dem linearen, d.h. rein ohmschen Widerstand die Stromstärke durch den Widerstand durch eine Spannungs- oder Stromquelle aufgebracht?

g)                Wie groß muss die Klemmenspannung Ukl einer linearen Spannungsquelle sein, damit durch den Innenwiderstand Ri ein Strom IRi der Stromstärke IRi = 20 mA fließt?

 

 

Lösung zur Aufgabe a)

 

Zeichne den Graphen der Funktion IR = f(UR) zur obenstehenden Wertetabelle mit dem Maßstab 1 V " 2 cm
und 5 mA
" 2 cm.

 

In der Mathematik, aber auch in der Elektrotechnik, gibt zu jeder rechnerischen, formelmäßigen Lösung oder Lösung mittels der Geradengleichung y = m a + b bzw. der Widerstandsgeraden I = 1/R * U * I0 eine grafische, d.h. zeichnerische Lösung.

 

So auch im vorliegenden Fall, wo ausgehend von der Wertetabelle zunächst die zeichnerische, d.h. grafische Lösung in Form der Widerstandsgeraden vorgenommen werden soll, um dann später auf die mathematische bzw. elektrotechnische Lösung mittels der entsprechenden Funktionsgleichung I = f(U) = 1/R * U * I0 zu gehen.

 

Wenn man als geübter und erfahrener Elektrotechniker die bruchstückhafte Wertetabelle aus dem Schlaf heraus lesen und interpretieren kann, weil man bei den beiden Messwerten bzw. Messpunkten P2 = ( U2 / I2 ) = ( U1V / I10 mA ) = ( 1V / 10 mA) und P1 = ( U1 / I1 ) = ( U-2V / I-5 mA ) = ( -2 V / -5 mA ) mit P2 > P1 sofort

 

·        die Zwei-Punkte-Form,

·        die Geradengleichung und

·        die Widerstandsgerade I = 1/R * U * I0 vor dem geistigen Auge sieht, wozu dann auch

·        der mathematische Differenzenquotient m = ∆y / ∆x für die Steigung der Geradengleichung mit

Steigung m = tan α = Gegenkathede ∆y / Ankathede ∆x

·        der elektrotechnische, rezibroke Differenzenquotient 1/R = ∆I / ∆U und

·        der differentielle Widerstand R = ∆U / ∆I   "   r = dU / dI gehören,

dann sei es einem vergönnt, dass man sich anstelle der händischen, zeichnerischen Lösung eines entsprechenden Werkzeuges in Form einer Software bedient.

 

Und zwar des Programms „Microsoft Mathematics von Microsoft, das es kostenlos für das Windows-Betriebssystem zum Herunterladen gibt:

 

 

 

Lösung zur Aufgabe b)

 

Welche Stromstärke I0 lässt sich am Schnittpunkt der Widerstandsgeraden mit der Stromachse (= Senkrechte) ablesen?

 

Am Schnittpunkt der Widerstandsgeraden mit der Stromachse (= Senkrechte) lässt sich die Stromstärke I0 = 5 mA ablesen! -

 

 

Lösung zur Aufgabe c)

 

Interpretiere den Wert der Stromstärke I0 > 0 am Schnittpunkt mit der Spannung U0 = 0.

 

Die Stromstärke I0 = 5 mA > 0 am Schnittpunkt mit der Spannung U0 = 0 V deutet darauf hin, dass die einfache Widerstandsschaltung mittels einer linearen (Konstant-) Stromquelle I0 mit Strom versorgt wird! Deswegen auch die Parallelverschiebung der Widerstandsgeraden aus dem Koordinatenursprung heraus!

 

Wegen der Parallelverschiebung der Widerstandsgeraden aus dem Koordinatenursprung heraus, d.h. wegen des Vorhandenseins der linearen (Konstant-) Stromquelle I0, muss dann auch zwingend mit der (linearen) Gleichung für die Widerstandsgeraden gerechnet werden: I = 1/R * U + I0.

 

Und zwar mit Ri = 200 W und I0 = 5 mA (siehe Schnittpunkt bei U = 0 V ). -

 

 

Lösung zur Aufgabe d)

 

Wende die (mathematische) Geradengleichung auf die (elektrotechnische) Widerstandsgerade an!

 

Mathematisch lässt sich die obenstehende Widerstandsgerade für einen linearen, d.h. rein ohmschen Widerstand mittels der Geradengleichung wie folgt berechnen:

 

y = m x + b   "   mathematische Geradengleichung

 

m = Steigung der Geraden mit m = ∆y / ∆x

 

b = Parallelverschiebung der Geraden aus dem Koordinatenursprung heraus

 

Elektrotechnisch lässt sich die obenstehende Widerstandsgerade für einen linearen, d.h. rein ohmschen Widerstand, wie folgt berechnen:

 

I = 1/R * U + I0   "   elektrotechnische Geradengleichung

 

1/R   = Steigung der Widerstandsgeraden mit 1/R

 

         = ∆IR / ∆UR

 

         = ( 10 mA – (-5 mA ) ) / ( 1 V – (-2 V) )

 

         = ( 10 mA + 5 mA ) / ( 1 V + 2 V ) = 15 mA / 3 V = 5 mA / V = 5 mW-1

 

R     = ∆UR / ∆IR

 

         = 1 / ( 5 mW-1 ) = 1 / ( 5 * 10-3 W-1 ) = 1 * 103 W / 5 = 1000 / 5 W = 200 W

 

I0     = Konstantstrom, d.h. Parallelverschiebung der Widerstandsgeraden aus dem Koordinatenursprung heraus

 

       = Schnittpunkt der Widerstandsgeraden mit der Senkrechten, d.h. der Stromachse I = f(U)

 

       = IR - 1/R * UR

 

       = 10 mA – 1/200 W * 1 V = 0,010 A – 1 / ( 200 V/A ) * 1 V = 0,010 A – 1 / 200 A = 0,010 A – 0,005 A

 

       = 10 mA - 5 mA = 5 mA

 

 

Lösung zur Aufgabe e)

 

Berechne den Konstantstrom I0 an der Stelle I0 = f(U0) mit U0 = 0 V (siehe Wertetabelle).

 

Wie wir bereits gelernt haben, leitet sich die elektrotechnische Geradengleichung

 

IR = 1/R * UR + I0

 

eines linearen, ohmschen Widerstandes R

 

aus der mathematischen Geradengleichung

 

y = m x + b

 

ab. Und zwar mit

 

m = Steigung der Geraden mit m = ∆y / ∆x   "   siehe auch Wikipedia!

 

b = Parallelverschiebung der Geraden aus dem Koordinatenursprung heraus

 

 

In die allgemeine Form der elektrotechnischen Geradengleichung

 

IR = 1/R * UR + I0

 

eines linearen, d.h. ohmschen Widerstandes R lassen sich nun beliebige Spannungs- und Strom-Werte, insbesondere auch die aus der Wertetabelle, einsetzen.

 

Dabei interessiert uns gemäß der Fragestellung der (Ergebnis-) Wert I0V an der Stelle U0V = 0 V:

 

I0V    = 1/R * U0V + I0   "   Messpunkt M0V = ( U0V / I0V ) = ( 0 V / 5 mA )   "   Konstantstrom I0 bei U0 = 0 V

 

       = 1 / ( 200 W ) * ( 0 V ) + 5 mA = 0,005 A/V * ( 0 V ) + 5 mA

 

       = 0,005 A * ( -0 ) + 5 mA = 0 mA + 5 mA = 5 mA þ

 

 

UR [V]

-3

-2

-1

0

1

2

3

 

 

 

 

 

 

 

 

IR [mA]

 L

-5

L 

5

10

L 

L 

 

 

Lösung zur Aufgabe f)

 

Wird bei der elektrischen Schaltung mit dem linearen, d.h. rein ohmschen Widerstand R die Stromstärke IR durch den Widerstand durch eine Spannungs- oder Stromquelle aufgebracht?

 

Messpunkt M1V:

 

I      = 1/R * U + I0

 

I1V    = 1/R * U1V + I0   "   Messpunkt M1V = ( U1V / I1V ) = ( 1 V / 10 mA )

 

       = 1 / ( 200 W ) * 1 V + 5 mA = 0,005 A/V * 1 V + 5 mA

 

       = 0,005 A + 5 mA = 5 mA + 5 mA = 10 mA þ

 

Messpunkt M-2V:

 

I      = 1/R * U + I0

 

I-2V   = 1/R * U-2V + I0   "   Messpunkt M-2V = ( U-2V / I-2V ) = ( -2 V / -5 mA )

 

       = 1 / ( 200 W ) * ( -2 V ) + 5 mA = 0,005 A/V * ( -2 V ) + 5 mA

 

       = 0,005 A * ( -2 ) + 5 mA = -10 mA + 5 mA = -5 mA þ

 

Messpunkt M0V:

 

I      = 1/R * U + I0

 

I0V    = 1/R * U0V + I0   "   Messpunkt M0V = ( U0V / I0V ) = ( 0 V / 5 mA )   "   Konstantstrom I0 bei U0 = 0 V

 

       = 1 / ( 200 W ) * ( 0 V ) + 5 mA = 0,005 A/V * ( 0 V ) + 5 mA

 

         = 0,005 A * ( -0 ) + 5 mA = 0 mA + 5 mA = 5 mA þ

 

Um die obenstehende Frage, ob es sich bei der Stromversorgung der einfachen Widerstandsschaltung um eine Spannungs- oder Stromquelle handelt, beantworten zu können, muss man wissen, dass es sich beim Strom I0 um den Konstantstrom einer Konstantstromquelle I0 handelt, die die Schaltung mit dem linearen, ohmschen Widerstand R = 200 W mit Strom versorgt.

 

Dabei verhält es sich so, dass sich eine lineare Stromquelle I0 jederzeit in eine lineare Spannungsquelle U0 umrechnen lässt:

 

(Wikipedia: Von Saure, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12632634 )

 

Da sich beide Schaltungen elektrisch äquivalent zueinander verhalten, lässt sich der Kurzschlussstrom IKurz am besten links bei der linearen Spannungsquelle U0 mittels Maschenumlauf wie folgt berechnen:

 

URi + UklU0 = 0   "   Ukl = U0 - URi = 0 (!)   "   Im Kurzschlussfall ist die Klemmenspannung Ukl = 0 V

 

U0       = URi

 

            = I0 * Ri

 

            = 5 mA * 200 W = 1000 mV = 1 V

 

Zusammen mit der Klemmenspannung Ukl = 0 V folgt für den Kurzschlussstrom IKurz:

 

IKurz     = I0   "   IKurz darf nicht dem Konstantstrom IK der linearen Stromquelle I0 verwechselt werden!

 

I0         = U0 / Ri

 

            = 1 V / 200 W = 1 V / ( 200 V/A ) = 1 / 200 A = 0,005 A = 5 mA

 

Während die lineare Spannungsquelle U0 durchaus kurzgeschlossen werden darf ( " Kurzschlussspannung Ukl = 0 ), ohne dass die treibende Spannungsquelle U0 Schaden nimmt und durchbrennt, weil der maximale Kurzschlussstrom IKurz durch den in Reihe geschalteten Innenwiderstand Ri begrenzt wird, verhält es sich bei der linearen Stromquelle anders.

 

Bei der linearen Stromquelle gibt es nämlich keinen in Reihe geschalteten Widerstand, der den maximalen Kurzschlussstrom IKurz begrenzen würde!

 

Was aber ist das Charakteristische einer linearen Stromquelle?

 

Das Charakteristische einer linearen Stromquelle ist, dass sich die Größe der Klemmenspannung Ukl stets nach dem angeschlossenen Lastwiderstand Rab an den Anschlussklemmen a und b richtet!

 

Ist beispielsweise der Lastwiderstand Rab unendlich groß (Rab " ¥), dann ist auch die Klemmenspannung Ukl unendlich groß (Uab " ¥), sodass die lineare Stromquelle wegen der unendlich großen, parallel anliegenden Klemmenspannung Ukl und eines eventuellen Spannungsüberschlages in Form eines Lichtbogens durchschmort!

 

Des Weiteren würde die unendlich große, parallel anliegende Klemmenspannung Ukl einen unendlich großen Strom IRi (IRi " ¥) durch den Innenwiderstand Ri der linearen Stromquelle jagen, sodass diese unverzüglich den Hitzetod stirbt!

 

 

Lösung zur Aufgabe g)

 

Wie groß muss die Quellenspannung U0 einer linearen Spannungsquelle sein, damit durch den Innenwiderstand Ri ein Strom IRi der Stromstärke IRi = 20 mA fließt?

 

U0      = I0 * Ri

 

          = 5 mA * 200 W = 1000 mA * V/A = 1000 * 10-3 A * V/A = 1 V   "   Das wurde schon berechnet!

 

Wegen der Reihenschaltung von U0 und URi fließt der Strom I0 auch durch Ri, sodass gilt: IRi = I0 .

 

Wenn man also die Stromstärke I0 von I0 = 5 mA auf 4 * I0 = IRi = 4 * 5 mA = 20 mA vergrößert, dann vergrößert sich wegen Ri = 200 W = konstant auch zwangsläufig die Spannung U0 zu U0 wie folgt:

 

U0     = 4 * I0 * Ri

 

          = 4 * 5 mA * 200 W = 20 mA * 200 V/A = 0,020 A * 200 V/A = 4 V   "   FALSCH!

 

Diese Berechnung ist deswegen falsch, weil man das Ohmsche Gesetz auf die Widerstandsgerade anwendet, die wegen des Konstantstroms I0 = 5 mA aus dem Koordinatenursprung heraus parallel verschoben ist!

 

Wir kommen also nicht umhin mit der linearen Geradengleichung bzw. der Funktion für die Widerstandsgerade rechnen zu müssen. „Linear“ deshalb, weil es sich bei der Geradengleichung um eine Gleichung bzw. Funktion ersten Grades handelt:

 

I         = 1/R * U + I0

 

I3V      = 1/Ri * U3V + I0   "   Maschenumlauf mit der linearen Spannungsquelle U0:   "   siehe weiter oben!

 

                                         URi + Ukl + ( - U0 ) = 0   "  

 

                                         Ukl     = U3V

 

                                         U3V     = URi - U0

 

                                                  = IRi * Ri - U0

 

                                                  = 20 mA * 200 W - 1 V = 4000 mV - 1 V = 4 V - 1 V = 3 V

 

          = 1 / ( 200 W ) * 3 V + 5 mA = 1 / ( 200 V/A ) * 3 V + 5 mA = 0,005 * 3 A+ 5 mA

 

          = 0,015 A+ 5 mA = 15 mA + 5 mA = 20 mA

 

Gemäß der Berechnung lässt sich nun die bisherige Wertetabelle wie folgt ergänzen:

 

UR [V]

-3

-2

-1

0

1

2

3

 

 

 

 

 

 

 

 

IR [mA]

 L

-5

L 

5

10

L 

20

 

Wie man sieht, lässt sich die Wertetabelle jederzeit erweitern. Allerdings mehr theoretisch, weil wir nicht wissen, welche maximale Stromstärke sich mittels der linearen Stromquelle einstellen bzw. realisieren lässt.

 

Dazu muss man wissen, dass es lineare Stromquellen nicht einfach so zu kaufen gibt wie herkömmliche Batterien (= Spannungsquellen) in Form von 1,5 Volt Rundzellen vom Typ „AA“ (= Mignon), Typ „AAA“ (= Micro) oder 9 Volt Blockbatterien, da Stromquellen meistens nur in Labornetzgeräten und deren Elektronik verbaut sind!

 

Immer dann, wenn sich bei einem (Labor-) Netzgerät die abgegebene Stromstärke, z.B. im Bereich von [ 0, …, 2 ] A, mittels eines Reglers (= Potentiometer) einstellen lässt,

 

 

(Programmierbare Labornetzteile mit zwei Ausgängen | Quelle: Wikipedia)

 

hat man es im Inneren bei der Elektronik mit einer einstellbaren Konstantstromquelle zu tun:

 

 

(Kennlinie eines Labornetzgerätes mit einstellbarer Spannungs- und Strombegrenzung;
ferner zwei Last-Kennlinien (dünne Linien)
Quelle: Wikipedia)

 

 

 

[ Fearless Engineers ] [ Seitenanfang ]