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electronic 159 – Versuch 4

 

 

Elektrische Kennlinie des Elektromotors aufnehmen

 

Wenn man sich den Versuch 4 „Elektrischer Propeller“ mit dem kleinen Elektromotor als Antrieb so anschaut, dann fragt man sich, was sich mit dem Versuch noch so anstellen lässt.

 

Schließlich gibt es im Alltag, im Haushalt viele Haushaltsgeräte mit Elektromotoren wie z.B. die elektrische Kafféemühle, den Mixer zum Zerkleinern von Früchten, um einen Smoothie herzustellen, den Föhn im Badezimmer zum Trocknen der Haare, die Waschmaschine, den Raumventilator zum Kühlen der Raumluft im Hochsommer, den alten Plattenspieler, den Batterie getriebenen CD-Player usw.

 

Dabei kommen bei den unterschiedlichen Haushaltsgeräten natürliche verschiedene Elektromotore wie z.B. einfache Wechselstrommotore mit geringer Antriebsleistung (Raumventilator, z.B. bis 60 Watt Leistung, Plattenspieler, z.B. bis 25 Watt Leistung) oder mit größerer Antriebsleistung (Universalmotor bei der Waschmaschine z.B. bis 500 Watt Leistung) zum Einsatz. Besonders interessant ist der digital gesteuerte und geregelte Hochgeschwindigkeits-Gleichstrommotor im Dyson Haarföhn, der mit bis zu 110 000 U/min rotiert, je nach Gebläsestufe.

 

Da unser kleiner Elektromotor von zwei 1,5 Volt in Serie geschalteten Batterien vom Typ „Mignon AA“ in der Batteriehalterung [19] angetrieben wird, handelt es sich bei diesem um einen Gleichstrommotor:

 

 

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Da wir in der westlichen Welt als Rechtshänder stets von links nach rechts schreiben, lesen wir auch den Schaltungsaufbau von links nach rechts, d.h. von der Batteriehalterung [19] links nach rechts zum Schiebeschalter [15] und über den Gleichstrommotor [24] wieder nach links zurück (siehe unten)!

 

Dabei gilt es aus Sicherheitsgründen zu beachten, dass die Stromzufuhr links vom Pluspol der Batteriehalterung [19] nach rechts zum Schiebeschalter [15] unterbrochen wird:

 

 

(Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken!)

 

Wie man im obenstehenden Bild sieht, sollte die Unterbrechung der Stromzufuhr mittels Schiebeschalter [15] nicht im Stromrückfluss zur Batteriehalterung [19] hin erfolgen, sondern unmittelbar nach der Stromversorgung, d.h. hinter dem Pluspol der Batterien, sodass die nach dem Schiebeschalter [15] folgenden Bauelemente im ausgeschalteten Zustand immer stromlos sind!

 

Wenn man den Gleichstrommotor [24] mit der richtigen Polung anschließt, d.h. mit dem Pluspol (+) über den Schiebeschalter [15] an den Pluspol (+) der Batteriehalterung [19], dann sollte dieser sich nach dem Einschalten im Uhrzeigersinn rechts herum drehen.

 

Selbstverständlich lässt sich der Gleichstrommotor [24] aber auch durch Umpolen so in Betrieb nehmen, dass er sich links herum dreht. Wenn man beim regulären Betrieb des Motors rechts herum befürchtet, dass das Flügelrad bzw. der Propeller bei höherer Drehzahl sich verselbständigt und abhebt, dann muss man den Gleichstrommotor [24] durch Umpolen der Anschlüsse nur links herum laufen lassen, sodass der Luftstrom nach oben geht und der Propeller nicht abheben kann, weil er nach unten auf die Montageplatte gedrückt wird.

 

Wenn man die obenstehende Schaltung aufbaut und den Gleichstrommotor [24] erstmalig in Betrieb nimmt, indem man diesen am Schiebeschalter [15] einschaltet, dann fragt man sich sofort, wie viel Strom dieser „verbraucht“. Aber als angehende Elektrotechniker, Elektroniker wissen wir natürlich, dass der kleine Motor keinen Strom verbraucht, sondern in Form von elektrischer Energie Wel aufnimmt und diese sofort in mechanische Antriebsenergie Wmech umwandelt, sodass sich der Rotor immer schneller dreht bis dieser abhebt und davon fliegt.

 

Wie aber lässt sich der volkstümlich sogenannte Stromverbrauch messen? Ganz einfach durch unser selbst gebasteltes Digital-Voltmeter (= Spannungsmesser) in Form des Calliope mini“- oder des älteren BBC micro:bit“-Rechners nebst entsprechendem „Python“- oder JavaScript“-Programm (siehe Webverzeichnis mini-programm_03_19.py).

 

Konkret geht es dabei um das Messen mehrerer unterschiedlicher (Betriebs-) Spannungen am Gleichstrommotor [24] mit dem Ziel eine entsprechende Spannungsmessreihe mit IMotor = f (UMotor) aufzunehmen und in einer Wertetabelle zu erfassen:

UMotor [V]

1

1,34

2,12

2,44

IMotor [mA]

130

220

320

380

 

Dabei bezeichnet UMotor die unabhängige Variable und die Ergebnisgröße IMotor die abhängige Variable.

 

Demzufolge benötigen wir neben dem (Digital-) Voltmeter auch noch ein entsprechendes Amperemeter (= Strommessgerät) zum Messen der Stromstärke IMotor in Milliampere [mA].

 

Um die Stromstärke IMotor des Gleichstrommotor [24] mit dem Amperemeter messen zu können, muss man den Stromkreis auftrennen oder. das Strommessgerät parallel zum Schiebeschalter [15] anschließen, sodass der Stromkreis durch die Strommessung mit dem Amperemeter wieder geschlossen wird und man den Schiebeschalter nicht mehr betätigen muss!

 

Wenn man noch über kein entsprechendes Amperemeter (= Strommessgerät) zum Messen der Stromstärke IMotor in Milliampere [mA] verfügt, dann muss man einen wertmäßig bekannten Messwiderstand RMess = 205,30 mΩ mit geringer Toleranz, wie z.B. einen Präzisionsmesswiderstand mit 1 % Toleranz, verwenden.

 

Im vorliegenden Fall benutzen wir deshalb einfach die im Elektronikbaukasten electronic 159“ vorhandene (Ersatz-) Schmelzsicherung mit dem sehr kleinen Messwiderstand RMess = 0,2053 Ω = 205,3 mΩ (Berechnung siehe weiter unten). -

 

Wenn man die (x, y) bzw. (U, I)-Messpunkte in das untenstehende Koodinatensystem einträgt, dann lässt sich der sogenannte Graph der Funktion mit IMotor = f (UMotor) wie folgt zeichnen:

 

 

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Wie man im obenstehenden Diagramm sieht, flacht die Motorkennlinie IMotor = f (UMotor) ab dem dritten Messpunkt, d.h. bei UMotor = 2,12 V deutlich ab.

 

Für die ersten drei Messpunkte lässt sich aber trotzdem das entsprechende Steigungsdreieck einzeichnen, da die Kennlinie in diesem Abschnitt nahezu linear (= gleichmäßig, gleichförmig mit konstanter Steigung) verläuft:

 

 

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Mittels des Differenzenquotienten UMotor / IMotor = 1 / ( IMotor / UMotor ) = 1 / GSteig = RSteig lässt sich zunächst nur die mathematische Steigung a (= Steilheit der Widerstandsgeraden) gemäß der Zwei-Punkte-Form wie folgt berechnen:

 

a = y2 - y1 / x2 - x1 = y2 - y1 / ( x2 - x1 )      mit y2 > y1 und x2 > x1

 

Einsetzen in die Geradengleichung liefert:

 

y = f(x) = ax + b      mit b = Parallelverschiebung aus dem Ursprung des Koordinatensystems

 

Demzufolge berechnet sich die Steigung(!) der Widerstandsgeraden(!) wie folgt:

 

GSteig  = 1 / RSteig = 1 / ( UMotor / IMotor )              GSteig = Leiterwert des Steigungsdreiecks!

 

RSteig  = ( UMotor / IMotor )                                    RSteig = Widerstand des Steigungsdreiecks!

 

IMotor   = f(UMotor) = GSteig * UMotor + I0     

 

          = f(UMotor) = ( 1 / RSteig ) * UMotor + I0

 

 

Geradengleichung der Widerstandsgeraden:

 

Obwohl die Geradengleichung wegen ihrer mathematischen Schreibweise und wegen I0 anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist sie dennoch ein mächtiges Werkzeug, das sich praktisch immer und überall anwenden lässt. Demzufolge lässt sich die Geradengleichung nicht nur auf das obenstehende Steigungsdreieck anwenden, sondern auch für Spannungsmessungen jedweder Art wie z.B. beim unbelasteter/belasteter Spannungsteiler, verketteten Spannungen oder bei Spannungsmessungen mit Konstantstromanteil I0:

 

IMotor  = 1 / Rges * UMotor + I0           mit I0 = Konstantstrom      Parallelverschiebung

                                                       und Rges = RMotor + RMess

 

Wie man bei der Geradengleichung sieht, besteht diese u.a. aus der unabhängigen Variablen UMotor, d.h. der Spannung, die zwischen den Anschlussklemmen am Motor[24] anliegt.

 

Wegen des in Reihe zum Motor[24] geschalteten Messwiderstandes RMess für die spätere Strommessung handelt es sich bei der Spannung UMotor am Motor um einen sogenannten Spannungsabfall. Dabei wird der Spannungsabfall parallel zum Motor[24] und nicht zwangsläufig gegen Masse („┴“) gemessen:

 

 

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In der Praxis verhält es sich aber oftmals so, dass der Kabelanschluss am Motoranschlussklemmbrett des Motors nicht frei zugänglich ist, sodass der Betriebselektriker aus Bequemlichkeit heraus die Spannung am Motor[24] lieber direkt gegen Masse („┴“) misst, und er es dabei sofort mit einer verketteten Spannung zu tun hat, die den Spannungsabfall am Messwiderstand RMess mit einbezieht, sodass insgesamt mehr Spannung gemessen wird als der Motor[24] tatsächlich „abbekommt“:

 

 

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Wie man aber anhand des roten Kastens „Messwiderstand“ erkennt, gibt es im Strompfad des Motors[24], d.h. in Serie nachgeschaltet noch den Messwiderstandes RMess zur späteren Strommessung, sodass es sich bei der Spannungsmessung des Motors[24] um eine verkettete Spannung handelt und zwar um die der Spannungsversorgung Uges = 2,292 V mit Uges > UMotor = 2,247 V.

 

Demzufolge müsste sich der Elektriker vor der Spannungsmessung gegen Masse („┴“) erkundigen, ob es im Strompfad des Motors[24] noch etwaige in Serie nachgeschaltete Verbraucher hin zum Masseanschluss gibt!

 

Nur wenn der Elektriker weiß, dass es im Strompfad des Motors[24] noch einen in Serie nachgeschalteten Messwiderstand RMess gibt, kann er dessen Spannungsabfall aus der verketteten Gesamtspannung Uges wie folgt herausrechnen:

 

UMotor = Uges - UMess            Uges = U+3v3 lässt sich beim „Calliope mini“

                                                am Port „Pin +3v3“ („+“) gegen Masse („┴“) bzw. („-“) messen!

 

                                            UMess lässt sich beim „Calliope mini“

                                                am Port1 „Pin P1“ gegen Masse („┴“) bzw. („-“) messen!

 

          = 2,292 V - 45,01 mV = 2,292 V - 0,04501 V ≈ 2,247 V      Nicht gegen Masse („┴“) messen!

 

UMotor = RMotor * IMotor = RMotor * IMess      wegen Reihenschaltung RMotor + RMess mit IMotor = IMess

 

UMess  = Uges - UMotor

 

          = 2,292 V - 2,247 V = 0,045 V = 45 mV

 

          = IMess * RMess = IMotor RMess  

 

IMotor   = UMess / RMess = 45,01 mV / 0,2053 Ω = 45,01 mV / 205,3 mV/A = 0,21924 A = 219,24 mA

 

Dabei gilt es zu beachten, dass sich der Motorstrom IMotor nur berechnen lässt, wenn man die Größe des Messwiderstandes RMess kennt! -

 

Mit der Geradengleichung und dem Konstantstrom I0 = 0 lässt sich jetzt auch noch der Gesamtwiderstand Rges wie folgt berechnen:

 

IMotor  = 1 / Rges * UMotor + I0 = 1 / ( RMotor + RMess ) * UMotor

 

Doch was bedeutet es, wenn der Konstantstrom I0 = 0 ist? Wenn es generell keinen Konstantstrom I0 gibt, dann gibt es auch keine Konstantstromquelle. Aber ob dem wirklich so ist, wissen wir (noch) nicht.

 

Wenn es an der Stelle IMotor = f(U) = f(UMotor)      I0 = f(U0 = 0) = 0      I0 = 0

 

keinen Konstantstrom I0 gibt, dann folgt für die Geradengleichung:

 

IMotor  = 1 / RMotor * UMotor     

 

RMotor = UMotor / IMotor = 2,247 V / 221,7 mA = 0,0101353 KΩ 10,14 Ω

 

Rges = RMotor + RMess = 10,14 Ω + 205,30 mΩ = 10,14 Ω + 0,20530 Ω ≈ 10,35 Ω

 

Wir machen die Probe auf’s Exempel, d.h. (Lehr-) Beispiel, indem wir den Taster-/Umschalter [14] durch Tastendruck „A“ öffnen, sodass keine Stromversorgung mehr erfolgt! Anschließend schalten wir die Elektronik-Simulation „Electronics Workbench“ am Netz-/Kippschalter ein (oben rechts) und messen den Gesamtwiderstand der Schaltung, der wegen der vielen Spannungs- und Strommessgeräten etwas höher ausfällt als unser Rechenergebnis von Rges = 10,35 mΩ:

 

 

(Bild vergrößern: auf Bild klicken! Webverzeichnis schaltung_04-05.ewb

 

Als Zwischenfazit lässt sich festhalten, dass sich Spannungsmessungen auch mit verketteten Spannungen problemlos durchführen lassen. Allerdings sollte man sich bei Spannungsmessungen stets bewusst sein, dass man bei Spannungsgsmessungen gegen Masse („“) oftmals auch mit verketteten Spannungen rechnen muss.

 

Wenn es aber darum geht mit der Geradengleichung I = 1 / R * U + I0 zu arbeiten, dann kommt man um den Differenzenquotienten R = ∆U / ∆I, d.h. um den Steigungskoeffizienten der Widerstandsgeraden in Form des Leitwerts G = 1 / R = ∆I / ∆U nicht umhin.

 

Demzufolge kommt man konkret auch nicht um den Messwiderstand RMess = 205,3 mΩ umhin, muss dieser wertmäßig bekannt sein, da sich nur mit diesem die Stromstärke IMotor indirekt über den Spannungsabfall UMess berechnen lässt!

 

Dies gilt dann auch für die ganz oben stehende Wertetabelle, das Steigungsdreieck und den Steigungswiderstand:

 

RSteig  = ∆U / ∆I = ( U2 - U1 ) / ∆I

 

          = ( UPin P2 - UPin P1 ) / ∆IMotor

 

          = ( 2,12, V1,0 V ) / 190 mA      … siehe Wertetabelle sowie Steigungsdreieck weiter oben!

 

          = 0,005895 KΩ = 5,895 Ω

 

          = ( UPin P2 - UPin P1 ) / IMess      IMess = UMess / RMess      UMess = UPin P1, gegen Masse („┴“)

 

          = ( UPin P2 - UPin P1 ) / ( UMess / RMess )

 

          = ( UPin P2 - UPin P1 ) / ( UPin P1, / RMess )

 

IMotor   = 1 / RMess * UPin P1,     

 

Iges     = 1 / RSteig * UPin P1, + I0

 

 

Berechnung des Konstantstromes I0 anhand des Steigungsdreiecks (siehe oben)

 

… am Schnittpunkt mit der senkrechten IMotor-Achse mit UMotor = 1 V:

 

IMotor P1  = 1 / RSteig * UMotor + I0  

 

I0          = I Motor P1 - 1 / RSteig * UMotor

 

             = 130 mA - 1 / 5,895 Ω * 1 V = 0,13 A - 0,1696 A/V * 1 V = 0,13 A - 0,1696 A = - 0,0396 A = -39,6 mA

 

… am Schnittpunkt mit der senkrechten IMotor-Achse mit UMotor = 2,12 V:

 

I0        = I Motor P2 - 1 / RSteig * UMotor

 

          = 320 mA - 1 / 5,895 Ω * 2,12 V = 0,32 A - 0,1696 A/V * 2,12 V = 0,32 A - 0,3596 A = - 0,0396 A = -39,6 mA

 

Probe:

 

IMotor P2  = 1 / RSteig * UMotor P2 + I0

 

             = 1 / ( 5,895 V/A ) * 2,12 V + ( -39,6 mA )

 

             = 0,1696 A/V * 2,12 V - 39,6 mA

 

             = 359,55 mA - 39,6 mA = 319,95 mA 320 mA þ

 

Jetzt wo wir wissen, wie sich der Konstantstrom I0 berechnen lässt, nämlich mittels der Geradengleichung im Schnittpunkt mit der senkrechten IMotor-Achse, können wir den Konstantstrom I0 wie folgt auch im Punkt P1 berechnen:

 

IMotor P1  = 1 / RSteig * UMotor P1 + I0  

 

I0          = IMotor P1 - 1 / RSteig * UMotor P1      Messwerte vom Punkt P1 einsetzen!

 

             = 130 mA - 1 / 5,895 Ω * 1 V = 0,13 A - 0,1696 A/V * 1 V

 

             = 0,13 A - 0,1696 A = - 0,0396 A = - 39,6 mA

 

Aber das hatten wir ja bereits (siehe oben), d.h. wir haben tatsächlich die richtigen Werte eingesetzt!

 

Mal sehen, ob sich die Berechnung des rechnerischen Konstantstroms I0 auch auf den Koordinatenursprung anwenden lässt:

 

I0        = IMotor - 1 / RSteig * UMotor      „Messwerte“ vom Koordinatenursprung einsetzen!

 

          = - 39,6 mA - 1 / 5,895 Ω * 0 V = -39,6 mA

 

Wer hätte das gedacht, dass die Mathematik auch ganz trivial, d.h. einfach, simpel, sein kann! J

 

Wenn man sich die obenstehende Wertetabelle im linearen Bereich zwischen den Messpunkten P1 und P2 betrachtet, dann könnte man auf die Idee kommen und den elektrischen Widerstand RMotor des Motors  - also nicht Steigungswiderstand RSteig -  einfach mittels des Ohmschen Gesetzes (ohne Konstantstrom I0 ) wie folgt berechnen:

 

Punkt P1 = ( 1 V / 130 mA )

 

RMotor = UMotor / IMotor = 1 V / 130 mA = 0,00769 KΩ = 7,69 Ω      FALSCH!

 

Punkt P2 = ( 2,12 V / 320 mA )

 

RMotor = UMotor / IMotor = 2,12 V / 320 mA = 0,006625 KΩ = 6,625 Ω      FALSCH!

 

Wegen des linearen Abschnitts der Widerstandsgeraden zwischen den Messpunkten P1 und P2 ist nicht nur der Steigungswiderstand RSteig, sondern auch der (Gleichstrom-) Widerstand RMotor des Motors[24] überall gleich groß, d.h. konstant!

 

 

Wie wir ja inzwischen wissen, ist das Steigungsdreieck des Motors um den Konstantstrom I0 = - 39,6 mA nach unten parallel aus dem Koordinatenursprung heraus verschoben, sodass wir eben nicht das Ohmsche Gesetz in seiner Spezialform(!) mit der Widerstandsgeraden durch den Koordinatenursprung sowie mit dem Konstantstrom I0 = 0 anwenden dürfen:

 

 

(Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken!)

 

Wenn man wie zuvor in der Wertetabelle (siehe weiter oben) aus Bequemlichkeit, Unkenntnis oder wegen der fehlenden Linearität der abknickenden Kennlinie wider Erwarten nicht den Nulldurchgang der Kennlinie berechnet, dann kommt man im Leben nicht darauf, dass das Steigungsdreieck bzw. die Widerstandsgerade im linearen Bereich zwischen den Messpunkten P1 und P2 parallel um den Konstantromanteil I0 wegen I0 = - 39,6 mA nach unten verschoben ist und man deswegen stets mit der

 

Geradengleichung IMotor = 1 / RSteig * UMotor + I0

 

rechnen muss und eben nicht mit dem Ohmschen Gesetzes (ohne Konstantstrom I0 )! -

 

 

Berechnung des Motorwiderstandes RMotor mittels der Geradengleichung:

 

Punkt P1 = ( 1 V / 130 mA )

 

IMotor     = 1 / RSteig * UMotor + I0

 

             = 1 / ( UMotor / IMotor ) * UMotor + I0

 

                Steigungswiderstand RSteig = UMotor / IMotor = 1,12 V / 190 mA = 0,005895 KΩ = 5,895 Ω

 

             = 1 / ( 1,12 V / 190 mA ) * UMotor - 39,6 mA

 

             = 1 / ( 5,895 V/A ) * 1,0 V - 39,6 mA = 1 / ( 5,895 V/A ) * 1,0 V - 0,0396 A

 

             = 0,1696 A - 0,0396 A = 0,13 A = 130 mA þ

 

IMotor     = 1 / RSteig * UMotor + I0

 

IMotor - I0 = ( 1 / RSteig ) * UMotor

 

( IMotor - I0 ) / UMotor = 1 / RSteig

 

UMotor / ( IMotor - I0 ) = RSteig þ

 

UMotor = RSteig * ( IMotor - I0 )

 

RMotor = UMotor / IMotor

 

          = RSteig * ( IMotor - I0 ) / IMotor

 

RMotor = RSteig * ( 1 - I0 / IMotor )

 

          = 5,895 Ω * ( 1 + 39,6 mA / 130 mA ) = 5,895 Ω * 1,305 = 7,693 Ω þ

 

Formel zur Berechnung des Motorwiderstandes RMotor

 

RMotor = RSteig * ( 1 - I0 / IMotor )

 

 

Wie man sieht, ist der Motorwiderstand RMotor = 7,693 Ω des Elektromotors deutlich kleiner ist als der der Glühlampe [18] mit RGlühlampe = 8,33 . -

 

Im Zusammenhang mit der Aufnahme der Messreihe in Form der Wertetabelle gilt es noch die Frage zu klären, wie die vier verschiedenen Spannungswerte des Elektromotors zustande gekommen sind. Schließlich gibt es im Elektronik-Baukasten electronic 129“ kein regelbares Netzgerät für einstellbare Betriebsspannungen im Bereich [ 0 … 6 V ].

 

Dabei ist die Lösung einfacher als man denkt. Schließlich bastelten wir uns im Versuch 3 und bei der Programmierung 3

nicht nur ein brauchbares Digital-Voltmeter, sondern untersuchten mit diesem auch die (Rest-) Ladekapazität verschiedener mehr oder weniger stark entladener 1,5 V Batterien vom Typ „Mignon AA“.

 

So kam z.B. beim ersten Messwert ( 1 V / 130 mA ) eine 1,5 V Batterie mit einer Restkapazität von nur 60 % zum Einsatz, beim zweiten Messwert ( 1,34 V / 220 mA ) wurde hingegen eine 1,5 V Batterie mit einer Restkapazität von 86 % verwendet, beim dritten Messwert wurden dann schon zwei 1,5 V Batterien in Serie geschaltet, und zwar die erste 1,5 V Batterie mit 60 % und die zweite mit 86 % Restkapazität. Beim vierten Messwert ( 2,44 V / 380 mA ) kamen dann ebenfalls zwei 1,5 V Batterien in Serie geschaltet zum Einsatz und zwar mit insgesamt 80 % Restkapazität.

 

Wie man sieht, macht es Sinn, unterschiedlich entladene 1,5 V Batterien bis hin zu einer Restkapazität von 60 % aufzubewahren, da sich mit diesen und auch mit noch fabrikneuen 1,5 Volt Batterien jeweils in Einzelschaltung, Reihenschaltung sowie in Kombination hinsichtlich der Restkapazität teils sehr unterschiedliche Gesamtspannungen realisieren lassen, sodass sich jederzeit verschiedene Messreihen aufstellen lassen (siehe oben). -

 

 

Mit der Spannung den Strom messen

 

Bei der obenstehenden Wertetabelle

 

UMotor [V]

1

1,34

2,12

2,44

IMotor [mA]

130

220

320

380

 

ging es um das Messen mehrerer unterschiedlicher (Betriebs-) Spannungen am Gleichstrommotor [24] mit dem Ziel eine entsprechende Spannungsmessreihe mit IMotor = f (UMotor) aufzunehmen und in einer Wertetabelle zu erfassen. Dabei wurden die Spannungsmesswerte der Reihe nach mit dem Digital-Voltmeter-Programm des „Calliope mini“-Rechners gemessen, während die zu den Spannungsmesswerten zugehörigen Stromstärken mit einem Multimeter als Strommessgerät gemessen wurden.

 

Diesbezüglich verhält es sich so, dass sich mit einem Voltmeter (= Spannungsmessgerät) auch Ströme in Form der Stromstärke messen lassen! Aber nur indirekt über den Spannungsabfall UR Mess an einem in den Stromkreis geschalteten Messwiderstand. Dabei wird der Messwiderstand RMess in Reihe mit dem zu messenden Lastwiderstand RMotor (= Gleichstrommotor [24]) geschaltet mit der Folge, dass sich durch das Einbringen des Messwiderstandes der Laststrom IMotor entsprechend verringert!

 

Beispiel:

 

Wenn der in den Schaltkreis eingebrachte Messwiderstand RMess = 1 beträgt, dann berechnet sich der neue, verringerte Laststrom IMotor des Gleichstrommotors [24] wie folgt:

 

RLast, ges   = RMess + RLast = RMess + UMotor / IMotor

 

               = 1 + 1 V / 130 mA = 1 + 0,00769 K = 1 + 7,69 = 8,69 8,7

 

ILast, neu    = UMotor / RLast, ges = 1 V / 8,7 = 0,1149 A = 114,9 mA (= - 11,6 %)

 

Wie man sieht, ergibt sich durch das Hinzuschalten des Messwiderstandes RMess = 1 ein Messfehler von - 11,6 %, was schon ganz ordentlich und demzufolge nicht zu vernachlässigen ist!

 

Demzufolge gilt: Je kleiner der Messwiderstand in Reihe zum Lastwiderstand ist, umso kleiner ist der Messfehler beim Messen des Laststroms!

 

Frage:

 

Wie klein muss der Messwiderstand sein bzw. welchen Widerstandswert muss der Messwiderstand haben, damit sich ein Messfehler von nur - 1,5 % einstellt?

 

100,0 %      7,69

    1,5 %           x

 

x = 7,69 Ω / 100 % * 1,5 % = 0,11535 Ω ≈ 0,115 Ω

 

Mit dem kleineren Messwiderstand ergibt sich nun auch ein insgesamt kleinerer Gesamtwiderstand, der sich wie folgt berechnet:

 

Rges, neu   = RMess, neu + RLast = RMess, neu + UMotor / IMotor

 

               = 0,115 + 1 V / 130 mA = 0,115 + 0,00769 K = 0,115 + 7,69 = 7,805 7,8

 

ILast, neu        = UMotor / RLast, ges = 1 V / 7,8 = 0,1282 A = 128,2 mA (= - 1,385 %)

 

Mit einem Messfehler von ± 1,5 % würde es sich bei der Strommessung bereits um eine Präzisionsmessung handeln, die es ansonsten nur bei entsprechend teuren analogen Drehspulmessgeräten mit einer hochempfindlichen Drehanker-Messspule (ISpule = 50 µA), Messerzeiger und Spiegelskala gibt.

 

Berechnen wir abschließend noch den Spannungsabfall UMess, neu am neuen Messwiderstand RMess, neu wie folgt:

 

UMess, neu     = IMotor, neu * RMess, neu = 128,2 mA * 7,8 = 999,96 mV = 0,99996 V 1 V

 

Bevor wir uns mit dem nachfolgenden Sachverhalt auseinandersetzen, stellt sich die Frage nach dem Unterschied zwischen den beiden Dezimalzahlen 1023 und 1024.

 

Wandelt man die Dezimalzahl 1023 zur Basis 10 in eine Binärzahl zur Basis 2 um, so folgt:

 

102310 = 11 1111 11112

 

Addiert man zu der Binärzahl 11 1111 11112 eine binäre +12, so folgt: 100 0000 00002

 

Wandelt man die Binärzahl 100 0000 00002 wieder in eine Dezimalzahl zurück, so folgt:

 

100 0000 00002 = 102410

 

Dabei verhält es sich so, dass die Binärzahl 100 0000 00002 genau eine Stelle mehr hat als die die nächst kleinere Binärzahl 11 1111 11112

 

Wenn man die beiden Binärzahlen untereinander schreibt, dann sieht man den Unterschied auch mathematisch

 

binär

11 1111 1111

dezimal

1023

 

+1

 

+1

 

100 0000 0000

 

1024

 

Wenn man zu der Binärzahl 11 1111 11112 eine binäre +12 addiert, dann gibt es im Binärsystem bei dem wir immer nur mit zwei Zahlen von 0 bis 1 zählen einen binären Überlauf auf die nächst höhere Binärzahl 100 0000 00002, weil die binäre Addition

 

12 +12 = 012 +012 = 102 ergibt usw.

 

Im Dezimalsystem wäre das vergleichbar mit 99 999 99910 + 110 = 100 000 00010, das einem dezimalen Überlauf auf die nächst höhere Dekade entspricht, nämlich der 100sten Million.

 

Beim Vergleich der beiden Dezimalzahlen 102310 und 102410 sieht man es der Dezimalzahl 102410 sozusagen von außen aus der Sicht des Dezimalzahlensystems nicht an, dass diese bereits zur nächst höheren binären Dekade 100 0000 00002 gehört.

 

Beim „Calliope mini“ mit den integrierten Analog-/Digital-Wandlern bei den Ports „Pin P1“ und „Pin P2“ werden also immer Dezimalwerte aus dem Bereich [ 0, …, 1023 ] eingelesen und intern binär weiter verarbeitet, weil die ALU, engl. „Arithmatic Logic Unit“ (= arithmetisch-logische Einheit) in Form der internen Recheneinheit nur mit zwei binären Fingern von 0 bis 1 rechnet.

 

Während wir also mit den A/D-Wandlern stets Dezimalwerte aus dem Bereich [ 0, …, 1023 ] erfassen, haben wir es demzufolge immer mit insgesamt 1024 unterschiedlichen Werten zu tun, da die Null mathematisch auch eine Zahl ist.

 

Trotzdem gilt es zu beachten, dass wir es bei der Messwerterfassung mit den A/D-Wandlern stets nur mit Dezimalwerten bis maximal 1023 zu tun haben, da der nächst höhere Wert von 1024 bereits einen Überlauf in die nächst höhere Binärdekade zur Folge hat!

 

Diesbezüglich stellt sich dann auch gleich noch die Frage, welcher maximalen Spannung der maximale Binärwert 10232 zugeordnet wird. Nämlich der maximalen Spannung +3,3 V, die auch mit „U3v3 bezeichnet wird.

 

Frage:

 

Weshalb ist es wichtig zu wissen, wie groß bzw. klein der Spannungsabfall UMess, neu am neuen Messwiderstand RMess, neu ist?

 

1023 Messwerte      3,3 V

      1 Messwert           x V

 

x = 3,3 V / 1023 * 1 = 0,003226 V = 3,226 mV 3,23 mV pro einzelnem Bit = 3,23 mV/Bit = 3,23 mV Bit-1

 

Demzufolge beginnt der Messbereich der A/D-Wandler bei 3,3 V / 1023 Bit im Bereich [ 0, …, 1023 ] = 3,23 mV / 1 Bit

 

Gegenprobe:

 

3,23 mV/Bit * 1023 Bit = 3 304,29 mV = 3,3043 V 3,3 V

 

Umgekehrt entspricht der Spannungsabfall UMess, neu am neuen Messwiderstand RMess, neu = 0,115 Ω einem Bitwert von:

 

3,3 V      1023 Bit

1,0 V            x Bit

 

x = 1023 Bit / 3,3 V * 1,0 V = 310 Bit

 

Dabei entspräche ein noch kleinerer Spannungsabfall von z.B. UMess = 0,1 V einem noch kleineren Bitwert:

 

3,3 V      1023 Bit

0,1 V            x Bit

 

x = 1023 Bit / 3,3 V * 0,1 V = 31 Bit

 

Dass der analoge Eingang am Port „Pin P1” des „Calliope mini“ so empfindlich ist und man mit diesem bereits mit wenigen Bit Spannungen im Millivoltbereich messen kann, ist dem Umstand geschuldet, dass sich 1023 Bit auf einen Spannungsbereich von bis zu 3,3 V verteilen.

 

Würden sich die 1023 Bit auf einen Spannungsbereich von bis zu 300 V verteilen, dann sähe das Ganze schon anders aus:

 

1023 Messwerte      300 V

      1 Messwert            x V

 

x = 300 V / 1023 * 1 = 0,293255132 V = 0,29326 V = 293,26 mV pro einzelnem Bit ≈ 293 mV/Bit

 

Rund 293 mV/Bit ist angesichts der max. Spannung von bis zu 300 V trotzdem ein sehr guter Wert, der die hohe Eingangsempfindlichkeit des analogen Eingangs am Port „Pin P1” bestätigt.

 

Wenn es also darum geht, dass wir parallel zum sehr kleinen Messwiderstand gemäß dem ohmschen Gesetz auch sehr kleine Spannungen messen, dann spielen plötzlich kleine Bitwerte von z.B. 14 Bit (= 293 mV/Bit * 14 Bit = 4,102 V) eine große Rolle, weil sich mit diesen kleinen Werten dicke, d.h. große Ströme bzw. Stromstärken berechnen lassen:

 

IMess = ILast = IMotor = UMess / RMess = 4102 mV / 205,30 mΩ = 19,98 A ≈ 20 A

 

Unglücklicherweise verhält es sich bei unserem Digitalvoltmeter“-Programm „mini-programm_03_19.py“ leider so, dass die am analogen Eingang vom Port „Pin P1“ gemessenen Bitwerte nicht angezeigt werden, da wir diesen zum damaligen Zeitpunkt aus der Anwendersicht heraus keine Bedeutung beigemessen haben. Schließlich sieht man es den kleinen Bitwerten nicht an, dass sich mit diesen auch dicke Stromstärken des Gleichstrommotors [24] berechnen und im 9 x 9 großen LED-Matrix-Display des „Calliope mini“ als Laufschrift anzeigen lassen. Demzufolge kommen wir nicht umhin das bisherige Digitalvoltmeter“-Programm entsprechend umzuprogrammieren und zu erweitern.

 

Batterie-Tester mit Bit-Anzeige [ programmieren ]

 

 

 

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